Dem Wettbewerb vorausgegangen ist eine mutige und auch weitsichtige Entscheidung. Eine Kirche deren
Unterhaltung größte Probleme bereitet soll erhalten werden.
Aus den Erfahrungen der Denkmalpflege weiß man, daß das Erhalten von Bauwerken meist nur durch
ausreichende Nutzung gewährleistet werden kann. Ein Gebäude muß bespielt werden, es bedarf einer ständigen
Kontrolle durch Nutzung und Wartung. Die Sorge der Benutzer und die Versorgung der Räume mit
Energie (Heizung) sowie deren Pflege beleben ein Bauwerk im notwendigen Maße. Bei fehlender oder nur
unzureichender Nutzung stellen sich erfahrungsgemäß nach einiger Zeit Verfallserscheinungen ein die als
ständiger Prozeß zu erheblichen Schäden führen. Nicht wenige Denkmäler sind dadurch nahezu völlig zerstört
worden. Natürlich ist es unerläßlich, daß das Gebäude einem seinen baulichen Bestand sowie seiner
ehemaligen Funktion entsprechende verträgliche Weiternutzung erhält. Dies ist bei dem vom Auslober des
gutachterlichen Wettbewerbsverfahrens vorgegebenen Raum- und Funktionsprogramm für das Kirchengebäude
sehr gut erfüllt und in dem ausgewählten Entwurf bestens umgesetzt.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Vorbildwirkung die bei einer Realisierung der Maßnahme in
zweifacher Hinsicht entsteht. Zum einen durch das Aufzeigen von erhaltenden Maßnahmen durch die
adäquate Nutzung eines Kirchenraums und zum anderen durch eine sichtbare weitergehende Öffnung der
Institution Kirche zu den anstehenden Problemen einer Gemeinde die nur über begrenzte Mittel verfügt. In
einer Zeit in der es immer wichtiger wird vorhandene Resourcen zu nutzen wird hier ein unübersehbares
Zeichen gesetzt.
Der im gutachterlichen Verfahren ausgewählte Entwurf des Architekturbüros Weis & Volkmann aus Leipzig
berücksichtigt sehr sensibel die herausragende Position der Kirche und gruppiert die notwendigen Schul- und
Horträume in einer flachen Randbebauung. Dadurch entsteht keine architektonische Konkurrenz sondern
eine sehr angemessene bauliche Ergänzung die zu einer Gesamtanlage führt. Die Anordnung von zentralen
Funktionen für Schule, Hort und Kindergarten wird der Mittelpunkt-Rolle des Kirchenraums gerecht und
erhält durch die "Raum im Raum Konzeption" das Hauptschiff in seiner Gesamtdimension. Der eingestellte
Raumkörper bildet eine separate Hülle und führt dadurch nicht zu einer Überformung des Kirchenschiffs.
Mit der Lösung des Immissionsschutzes zur Hauptstraße und der sorgfältigen Verfolgung des knappen
Kostenrahmens kann Bernburg einen qualitätvollen und richtungsweisenden (Um-)Bau erhalten.
Prof. Dipl.-Ing. Harald Stricker, Architekt BDA
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